Daelim Fan-Shop

Lenkkopflager wechseln

Beiträge: 33
Registriert: 10. Jul 2020
Hat gedankt: 8 mal
Wurde gedankt: 4 mal
Meine Maschine: S3 250ccm
Baujahr: 2016
Postleitzahl: 16515
Land: Deutschland

#1 Lenkkopflager wechseln

von steffen » 25. Jun 2022, 10:37

Hallo,
das ist ein Thema, das auf jeden zukommen wird, wenn er auf unseren Strassen und viel unterwegs ist. Einige von uns werden sagen, das mache ich nicht, dafür gibt es Werkstätten. Das ist ja auch TÜV-relavant. Die andere Gilde unter uns schraubt seit Anbeginn seiner Zweiradzeit selbst. Bei mir ging es am Moped "Star" mit 15 los und in einem Land, in dem es keinen TÜV gab. Wir wären gar nicht auf die Idee gekommen in eine Werkstatt zu fahren. Das Kopflager habe ich jedoch vorher nur am Fahrrad mal gewechselt.
Mit den Werkstätten, wenn überhaupt noch verfügbar, ist es inzwischen auch eine Frage des Geldes geworden. Der Materialeinsatz liegt unter 100€. Der Werkstattpreis erreicht jetzt schon 650€. Hier hat man also nicht nur eine sinnvolle Freizeitgestaltung sondern spart auch noch Geld.
Das erste Mal ist am Schwierigsten und dauert am längsten. Erst recht, wenn das Werkzeug dafür noch nicht da ist. Und wenn man es nicht richtig macht, dann muss man es auch zweimal machen.

Ich werde meine Werkzeuge abbilden auch die, die ich mir selbst gebaut habe und schreiben, wie es so ging aus der praktischen Sicht. Erklären würde es sich ja auch von selbst, wenn man sich an das Bauteil vorgearbeitet hat. Auch gibt es bei youtube eine Auswahl an Dokumentationen. Zum Einstimmen, sollte man sich die schon anschauen. Deshalb hier von mir nicht alles sondern Besonderheiten, wie z.B. das Spiel im Lager und das Einstellen. Ich mach jetzt mal ein, zwei Bilder und dann geht es weiter hier.

Grüße Steffen


Beiträge: 2365
Bilder: 2
Registriert: 10. Mär 2019
Hat gedankt: 58 mal
Wurde gedankt: 709 mal
Meine Maschine: Roadwin VJF125RFi 125 / VT 125
Baujahr: 2020 / 1998
Postleitzahl: 53721
Land: Deutschland

#2 Re: Lenkkopflager wechseln

von fermoyracer » 25. Jun 2022, 10:42

Löblich, aber in welcher Welt lebst Du?

650 Euro bei ner Werkstatt für ein LKL? Hab ich noch nie gehört. Material wären bei ner Daelim ca. 20 - 40 Euro...



fr

Beiträge: 1934
Bilder: 16
Registriert: 1. Jun 2020
Wohnort: Wuppertal
Hat gedankt: 584 mal
Wurde gedankt: 747 mal
Meine Maschine: Daelim VL 125 F
Baujahr: 2004
Postleitzahl: 42329
Land: Deutschland

#3 Re: Lenkkopflager wechseln

von Riemendreher » 25. Jun 2022, 11:46

Wenn ich mir die S3/S300 so anschaue und sehe was für einen freien Zugang ich da alles abbauen müßte,bin ich im Nachhinein froh das "nur" an der VL gemacht zu haben.
Man kann nur hoffen daß es für deine S300 auch diese langlebigen Kegelrollenlager als Alternative gibt.
Man bezahlt ja als Kunde auch leider den Lernprozess des Mechanikers mit.
Früher wurde in Vertragswerkstätten nach AW's abgerechnet,da wurde vom Hersteller die Dauer der Reparatur vorgegeben,egal ob das Gefährt vergammelt oder gut gepflegt war.
Differenzen wurden vom Arbeitszeitguthaben des Mechanikers ausgeglichen.
Wenn Einen der Kundendienstmeister dann "auf dem Kieker " hatte,bekamst du nur alte Fahrzeuge auf die Bühne.
Wohl Dem der selber schrauben kann.

Gruß Volker

Für diesen Beitrag danken
steffen

Beiträge: 33
Registriert: 10. Jul 2020
Hat gedankt: 8 mal
Wurde gedankt: 4 mal
Meine Maschine: S3 250ccm
Baujahr: 2016
Postleitzahl: 16515
Land: Deutschland

#4 Re: Lenkkopflager wechseln

von steffen » 25. Jun 2022, 14:10

fermoyracer hat geschrieben:Löblich, aber in welcher Welt lebst Du?

650 Euro bei ner Werkstatt für ein LKL? Hab ich noch nie gehört. Material wären bei ner Daelim ca. 20 - 40 Euro...



In der Preisbildung ist man eben auf dem freien Feld der Werkstatt erst recht, nach einem Unfall. Die 650€ wurden bei einem Kymco 350èr Roller nach einem Unfall aufgerufen und der Kunde hat gezahlt!
Ja, ca. 40€ waren es bei mir und eben die Eigenleistung in der Freizeit.

Grüße

-- 25. Jun 2022, 15:36 --

IMG_1355.JPG
steffen hat geschrieben:
fermoyracer hat geschrieben:Löblich, aber in welcher Welt lebst Du?

650 Euro bei ner Werkstatt für ein LKL? Hab ich noch nie gehört. Material wären bei ner Daelim ca. 20 - 40 Euro...



In der Preisbildung ist man eben auf dem freien Feld der Werkstatt erst recht, nach einem Unfall. Die 650€ wurden bei einem Kymco 350èr Roller nach einem Unfall aufgerufen und der Kunde hat gezahlt!
Ja, ca. 40€ waren es bei mir und eben die Eigenleistung in der Freizeit.

Grüße


Dann das Werkzeug:
Rechts das Ausdrückwerkzeug für die obere und untere Lagerschale. Dann die beiden Hakenschlüssel 38-42 und 50-80. Ganz links dann mein Eigenbau der Nutmutterschlüssel.
Hier einfach in den Baumarkt gehen -Sanitär- und den Doppelnippel, Reduzierstück und Endkappe kaufen. Nun braucht man natürlich eine Drehbank und eine Oberfräse oder wenigsten jemanden, der die Maschinen hat. Die Tüte Jacobs und der 10èr waren teurer, als der Materialpreis für das Werkzeug. Das Werkzeug zu kaufen, dass hier passt und lieferbar ist, war mir nicht möglich trotz tagelanger Recherche und auch Telefonate bei Lieferanten. Inzwischen habe ich erfahren, dass auch Werkstätten sich eigene Werkzeuge anfertigen oder eben Hakenschlüssel nehmen.
Hilfsmittel sind dann Wipextücher, Lagerfett, Entfetter, Gewindesicherung (bei mir Loctite 222), …..und was man dann eben noch so in der Werkstatt immer liegen hat für einen Lagerwechsel.
Das Demontieren erklärt sich von selbst, wenn alles offen liegt. Das Ausdrückwerkzeug erweist sich dabei als sehr nützlich. Die Schalen lassen sich gut damit rausschlagen. Es hat sich als nützlich erwiesen, die Einzelteile des Lagers in der Reihenfolge abzulegen, wie sie am Fahrzeug montiert sind. Das erleichtert die Montage des neuen Lagers erheblich.
Montage:
Die Lagerschalen habe ich 24h in den Tiefkühler gelegt. Eisspray habe ich auch getestet, war aber nicht überzeugend. Vielleicht war ich da aber auch zu ungeduldig. Angefangen habe ich mit der unteren Schale diese mit Hartholzklotz als Unterlage einzuschlagen. Beim Aufsetzen darauf achten, dass sie nicht verkantet ist. Man kommt schlecht ran und etwas Geduld braucht man dann schon.
Oben geht es einfacher und man ist schneller am Ziel. Das die Schalen auch richtig sitzen habe ich mit einem Dorn und Hammer überprüft. Man merkt es unter leichten Schlägen, wenn die Schale auf dem Rahmenrohr aufsetzt. Es klingt dann metallisch und „hart“.
Jetzt Lagerschalen und Kugellagerring gut fetten, unteres Lager auf die Gabelbrücke aufschieben und Gabelbrücke in den Rahmen einschieben. Oberes Kugellager, Lagerring einsetzen und Einstellring aufschrauben. Gabelbrücke ist fixiert und kann nicht mehr raus.
Lagerspiel einstellen:
Dateianhänge sind nur für registrierte Mitglieder sichtbar.

Für diesen Beitrag danken
Keyoke, Riemendreher

Beiträge: 2365
Bilder: 2
Registriert: 10. Mär 2019
Hat gedankt: 58 mal
Wurde gedankt: 709 mal
Meine Maschine: Roadwin VJF125RFi 125 / VT 125
Baujahr: 2020 / 1998
Postleitzahl: 53721
Land: Deutschland

#5 Re: Lenkkopflager wechseln

von fermoyracer » 25. Jun 2022, 20:39

Das sind gute Werkzeuge!

Danke für den Tipp mit dem Baumarkt-Material. Ich selbst hab mir mal was drehen lassen, aber das steht ja nicht jedem offen. Die Schalen nehme ich auch in die Eistruhe (über Nacht). Ein guter Trick.

Daneben erwärme ich die Bauteile noch mit Heißluftpistole. Hilft auch beim Ausbau ungemein. Vor allem, wenn man den Lager-Sitz vom Gabeljoch abbekommen will.

Zu den 650 Euro beim Kymco:
Das kann nicht sein. Da muss mehr gewesen sein. Z.B. die Prüfung der Gabel (zerlegen, vermessen) oder sonst was. Im Leben nicht wird ne Werkstatt nur für den Wechsel eines LKL 650 Euro berechnen. Tut mir leid, aber ich kann so was nicht glauben...




fr


Beiträge: 33
Registriert: 10. Jul 2020
Hat gedankt: 8 mal
Wurde gedankt: 4 mal
Meine Maschine: S3 250ccm
Baujahr: 2016
Postleitzahl: 16515
Land: Deutschland

#6 Re: Lenkkopflager wechseln

von steffen » 31. Dez 2022, 12:36

Hallo und guten Tag,
das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und ich melde mich noch einmal, um den Artikel zu Ende zu bringen.
Ich wollte auch im eigenen Interesse die Saison durchfahren, um evt. aufgetretene Mängel bei der Reparatur zu identifizieren und hier auch zu schildern.
Negativ- 10 Tkm habe ich abgespult und am LKL ist nichts zu bemängeln.

Heute soll es demnach um das Spieleinstellen und fixieren der Mutter/Einstellring mittels Kontern gehen. Wir gehen davon aus, dass die Montage der Lagerschalen mit größter Sorgfalt erfolgte. Auch ist sichergestellt, dass die Schalen beide in Achse zueinander sind, also bis auf dem Grund des Rahmens sitzen. Nun drehen/ziehen wir den Einstellring unter ständigem Drehen der Gabelbrücke von einem Endanschlag zum anderen handfest an. Die Gabelbrücke bleibt sodann an diesem Punkt stehen. Bei dieser Prozedur geht man in Teilschritten vor und achtet auf den reibungslosen Lauf des Kugellagers. Zum Ende hin dann nur noch in ca. 1/8 Teilschritten den Ring anziehen. Jetzt Markierungen auf Rahmen und Einstellring in 1/8 Teilung aufbringen, so dass die Lage von Mutter und Einstellring zueinander beobachtet ist. Einstellring wieder 1/8 zurückdrehen, so dass die Gabelbrücke frei wird. Nutmutter aufschrauben und handfest anziehen und dann mit 20Nm anziehen. Dazu benötigt man eben den Nutmutterschlüssel, wenn vorhanden. Dabei den Einstellring beobachten. Eine Verdrehung desselben bis 1/16 zurück ist noch o.k. Idealerweise bleibt er unverändert.
So ist das Spiel von ca. 0,1 mm schon eingestellt. Dieses ergibt sich aus der Steigung des Gewindes, hier geschätzt bei 0,8mm, so dass 1/8 Umdrehung eben diese 0,1 mm ergeben. Das ist auch genug für das Kugellagerchen.

Ohne Kontern nützt das jedoch nichts, deshalb jetzt weiter.
Und hier müssen wir uns wieder eine Hilfe bauen. Die Hakenschlüssel habe ich mit je zwei Kabelbinden an zwei alten Spatenstielen befestigt, so dass ich einen guten Hebel von ca. 0,7m hatte. Das hat sich bei der Dosierung der Kraft während des Anziehens als sehr nützlich erwiesen.
Jetzt benötigt ihr noch eine Bodenmarkierung gegenüber dem Vorderrad, welches inzwischen eingebaut sein sollte. Ich habe einen Ziegelstein herumliegen gehabt, an dem ich den Reifen gegenüber meinen Markierungen“ genullt“ habe.
Zum Kontern habe ich mir meinen Nachbarn geholt; geht einfach besser. Beim Kontern wird der Einstellring gegen die Nutmutter gedreht! Im Idealfall dreht sich der Einstellring dann wieder auf die 1/8 Marke zurück. Aber auch nicht weiter, weil eure Kraft am Ende ist!
Wer sich hier unsicher ist kann die Nutmutter noch zusätzlich mit Schraubensicherung sichern. Jedoch kommt bei der nächsten Demontage ohne Schlagschrauber und Nutmutterschlüssel dann keine Freude auf.

Wenn Ihr nun einen Fehler beim Spieleinstellen, z.B. Spiel zu groß, gemacht habt, ist das nicht schlimm. Es macht nur Arbeit, weil dann wieder auseinanderbauen und von vorne. Das ist dann eben Lehrgeld. Ein zu großes Spiel bekommt ihr sehr leicht beim Fahren mit. Ihr hört sodann beim herausfahren aus Bodenwellen o.ä. ein metallisches Schlagen. Das hört man auch unter dem Helm. In der Regel würde man auf Stoßdämpfer tippen. Das jedoch ist sehr unwahrscheinlich.

Allzeit gute Fahrt.

Grüße Steffen

Zurück zu Daelim S300

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste