10. Jun 2015, 23:42
Heute habe ich wegen der neuen Reifen am Wochenende bei der Gelegenheit auch gleich die Gabelholme ausgebaut. Was ebenfalls ziemlich einfach gemacht ist beim S3:
Gabelholme ausbauen:Von der Verkleidung muss nichts abgebaut werden! Der Roller sollte lediglich im Bereich des Trittbretts von unten abgestützt werden da das Vorderrad raus muss. Kiste, Vierkantholz o.ä.
Schutz"blech" ab (4 Kreuzschrauben). Bremssattel abschrauben (2 Sechskantschrauben) und einen Blechhalter für den Bremsschlauch (1 Sechskantschraube). Rad ausbauen, Tachoschnecke abnehmen (Kreuzschraube um Tachowelle abzunehmen). Vier Sechskantschrauben oben an der Gabelbrücke - GANZ! - rausschrauben. Dann die Holme durch rechts-links drehen vorsichtig nach unten aus der Gabel ziehen. Keine Angst: Sie kann später nur einer Position wieder eingebaut werden, die Holme sind in Höhe der Schrauben eingewellt und diese passen nur in korrekter Holmposition wieder ganz durch.
Gabelholme oben öffnen:Schwieriger war es die Verchlusskappen oben an den Tauchrohren zu lösen. Die sind etwas angerostet und sassen mehr als bombenfest. Zudem hat man keinen Hebel, da sich das Tauchrohr im Holm mitdreht. Schraubstock stand grad nicht zur Verfügung. Grosse Wasserpumpenzange zwischen den Einwellungen oben an den Tauchrohren angesetzt (auf dem Fussboden gehts am besten, Zange flach auf die Erde als Hebel) und mit verlängerter Knarre die 17 Schraube gelöst bekommen. (Wenn in diesem Bereich kleine Lunker oder Kratzer entstehen, kann man die anschliessend wegschleifen, sitzen im Bereich der Klemmung und stören nicht die Federung)
Die Verschlußschrauben ein paar Umdrehungen lösen. Dann nehme ich immer ein altes Frottehandtuch und lege es oben auf den Holm, Knarre darunter und drücke ordentlich von oben drauf während des rausschraubens - da durch die Feder ein gewisser Druck auf den Schrauben lastet. Also nicht erschrecken. Das Handtuch dämpft das rausspringen der Schrauben ziemlich gut ab.
ACHTUNG: Unter den Verschlußschrauben sitzt jeweils eine dünne Scheibe! Ein Aluöldichtring. Nicht verlieren, springt gern irgendwo hin oder klebt an der Feder oder den Schrauben.Öl ablassen:Nun die Federn die einem schon gute 5 cm entgegen gesprungen sind rausziehen und vorsichtig das Öl abtropfen lassen (in die Holme). Unbedingt Einbaulage der Federn merken! Federn mit Bremsenreiniger o.ä. reinigen und weglegen. Ich klemme dort wo "oben" ist immer ein Stück Pappe zwischen die Feder, damit ich auch nach Tagen noch weiss wo oben war.
Nun Holm umdrehen und Öl in ein geeignetes Gefäss ablaufen lassen. Dabei vorsichtig auch mal das Tauchrohr reinschieben, rausziehen usw. Dabei schiesst immer wieder ein bisschen mehr Öl heraus. Ich habe zum Schluss noch 3x mit Bremsenreiniger jedes Rohr gespült, dann ein paarmal Tauchrohr und Holm zusammengeschoben, rausgezogen. Irgendwann hört man die Ventilkugel sich wieder frei bewegen wenn man den Holm hin und her kippt. Dann ist da drinnen so ziemlich alles sauber. Natürlich auch diese Pampe immer wieder ausschütten.
Nun unten am Holm die 6er Inbusschraube herausdrehen. Geht schwer weil mit Sicherungslack eingedreht.
Danach lassen sich durch umdrehen des Holms weitere Bestandteile aus dem Holm befördern: eine kurze Feder (Rebound Spring) und eine Art Ventil, bei Daelim "Seat Pipe" genannt. Diese Teile ebenfalls gut reinigen.
Ich lasse die Holme nun 24 Stunden schräg nach unten austrocknen bzw. Restflüssigkeiten können so noch ablaufen. Durch die Spülung mit Bremsenreiniger kommt da aber nichts mehr raus. Aber der Reiniger muss natürlich 100% ausdampfen bevor das neue Öl reinkommt.
105, 110 oder 130 ml?Nun kommt etwas Merkwürdiges: Das Öl dass ich aus den Gabelholmen geholt habe war nicht die Menge die Daelim als Wechselmenge angibt!
In einem Holm waren es 105 ml und im anderen Holm 110 ml. Daelim gibt aber im Werkstatthandbuch 130 ml Ölmenge an.
Diese Menge (
130 ml pro Holm) werde ich morgen auch einfüllen.
Schon deswegen sollte jeder dessen S3/S300 schon etwas älter ist, diese Prozedur ruhig einmal machen. So genau scheinen es die Koreaner beim befüllen der Gabelholme anscheinend nicht zu nehmen.
Und was auch das bei einigen schlechte Federungsverhalten der Gabel erklären könnte. Auch meine war nicht grad ein Musterbeispiel an Komfort. Mal schauen wie es nun sein wird.
Graue Pampe:Mein Gabelöl sah auch nicht mehr sehr gut aus. Grau und schmutzig. Höchste Zeit für einen Wechsel. Ich schätze es ist seit der Produktion des Rollers bis heute nun ca. 5 Jahre alt gewesen.
Welches Öl?Ich habe Procycle Gabelöl von Louis in meinen ganzen Mopeds verwendet und das kommt auch in die S3 Gabel. Teilsynthetisch, SAE 10W-20. 1 Liter kostet € 9,99.
Befüllung:Kurze Feder "Rebound Spring" und "Seat Pipe" wieder in jeden Holm einsetzen und die 6er Inbusschraube mit Kupferring von unten wieder eindrehen. Fasst sie das Gewinde nicht: Temporär eine der Federn in den Holm stecken und dann versuchen die Inbusschraube einzudrehen (Schraubensicherungslack bzw. Dichtmittel verwenden!) Feder dann wieder heraus ziehen.
Nun je Holm 130 ml Öl in jeden Holm einfüllen. Hierbei zwischendurch immer wieder durch vorsichtiges rein- und rauschieben des Tauchrohres die Geschichte entlüften. Sobald das gesamte Öl eingefüllt ist immer wieder reinschieben, rausziehen bis sich ein gleichmässiger Hub einstellt. Das fühlt man. Es dürfen auch keine Luftblasen mehr zu sehen sein (von oben mit Lampe mal reinleuchten).
Für die ganz Genauen:Nun das Tauchrohr ganz reinschieben und die "Luftkammer" messen. Mit einem Zollstock in das Tauchrohr eintauchen und bei beiden Holmen die "Luft" messen vom Ölstand bis zum oberen Rand des Tauchrohrs. Der Unterschied sollte nicht grösser als 5mm sein. Am besten gar keiner. Passt es nicht, etwas Öl wieder aus dem entsprechenden Holm absaugen, vorsichtig raustropfen. Wieder messen usw.
Dann Federn einsetzen und Verschlussschrauben wieder aufschrauben und fest anziehen. Dichtgummis der Verschlussschrauben vorher leicht mit Öl benetzen.
Tachoschnecke reinigen:Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an die Tachoschnecke gründlich zu reinigen. Mit ordentlich Bremsenreiniger, Küchentücher und einem kleinem Schraubendreher lässt sich das billige Koreafett rückstandslos aus der Schnecke und dem Antriebskranz herausspülen. Trocknen lassen und ordentlich mit
guten Fett wieder füllen.
Nun wieder alles in umgekehrter Reihenfolge in den Roller einbauen.
Benötigte Zeit ca.:Ausbauaktion komplett: ca. 0,5 Std.
Holme öffnen, Öl ablassen, reinigen und wieder befüllen: ca. 0,75 Std.
Abtropfzeit: nach belieben
Einbauzeit: ca. 0,5 - 0,75 Std.
Hier im Überblick was man alles in Händen halten sollte wenn man die Gabel für den Ölwechsel zerlegt hat:
Hier sieht man auch die korrekte Lage der Feder in der richtigen Einbaurichtung
Zuletzt geändert von wavelow am 11. Jun 2015, 01:08, insgesamt 6-mal geändert.