16. Jul 2015, 20:02
Hmm, nu muss ich auch meinen Senf dazu geben...
Ich wohne und fahre hauptsächlich im Osten, also im Brandenburgischen und angrenzenden Gebieten.
Mit Wild gibts hier naturgemäß ziemlich oft Begegnungen - aber meistens gehen die glimpflich ab. (Vielleicht sind "Ost-Rehe" ja schlauer und laufen nicht in jeden Scheinwerfer... die Fahrer sind jedenfalls nicht schlauer, wenn ich mir die Kreuze und Baumverletzungen so anschaue.

)
Ich bin demnächst seit genau 27 Jahren auf zwei Rädern motorisiert unterwegs, immer mit 5-stelliger Jahresfahrleistung. Gescheppert hats bei mir persönlich 4 mal, davon 2 mal mit dem Auto.
Auto 1 - die klassische Wildsau auf gerader Strecke; Allee; Abenddämmerung; Notbremsung; Zusammenstoß mit weniger als 30 Sachen; Sau fällt um, Sau steht wieder auf, schüttelt sich und geht Heim. Schaden: verbeulte Stoßstange am Wartburg und ein kaputter Blinker; Sau hat einen blauen Fleck.
Ich hab das Tier gesehen, ganz kurz bevor es aus dem Waldrand kam - das typische Leuchten der geblendeten Augen. Wenn ich damals nicht noch ein absolutes Greenhorn gewesen wäre, hätte ich sogar noch anhalten können.
Bike 1 - Reh auf gerader Strecke; Allee; Morgendämmerung; Notbremsung, Hinterrad bewusst überbremst und Maschine quer gestellt; seitlicher Aufprall mit weniger als 30 Sachen; Maschine unten, ich drauf, Reh obendrauf (für ca. 3 Sekunden); alle wieder aufgestanden und heim gegangen; Schaden: Kratzer am Gepäckträger meiner ETZ 150 (die Dinger waren auch prima Sturzbügel!)
Da war ich dann schon kein Greenhorn mehr, sonst wäre das anders ausgegangen. Allerdings war ich immer noch in der Anfängerphase (also unter 50TKm Gesamtfahrleistung), sonst hätte ich erst gehupt und dann gebremst, falls das noch nötig gewesen wäre. So blieb das Tier geblendet stehen. Gesehen hab ich es erst, als es auf dir Straße trat bzw. hinter einem Baum sichtbar wurde.
Auto 2 - Hund in Rechtskurve; rechts Waldrand, links Feld; Nachmittag; keine Chance, zu bremsen - voll erwischt und sofort tot; Schaden: Blinkerglas rechts kaputt, Kuhfänger und Radkasten vorne rechts dreckig (Lada Niva)
Die arme Töle hat anscheinen was gejagt und ist mir direkt in den Wagen gerannt - zumindest hab ich zuerst gehört und erst nach dem Anhalten überhaupt gesehen, dass was passiert war.
Motorrad 2 - Hase in Rechtskurve; Nachmittag, beidseitig Felder mit tiefem Graben; keine Chance, irgendwie zu reagieren; hab das Tier erst ca 1/2 m vor mir gesehen und bin dann bereits mit den Vorderrad drüber gefahren; Sturz (glücklicherweise kein Gegenverkehr, komplette Klamotten und nicht gar so schnell); Schaden: die üblichen Sturzschäden eines Kurvenunfalls, also Schleifspuren und abrasierte Anbauteile auf der Seite; dazu Klamotten und Helm.
Zum Glück hatte ich seinerzeit noch eine Teilkasko und es blieb noch genug Fell "dran", um einen Wildunfall dokumentieren zu können. Das hat den materiellen Schaden doch erheblich begrenzt.
Allerdings bin ich trotz nur ca. 60 Km/h bei erlaubten 80 noch bis in der Graben auf der Gegenseite gerutscht - zum Glück gabs keinen Gegenverkehr...
Meine letzte Begegnung war im letzten Jahr mit meiner FZS-Yamaha, die exorbitant gute Bremsen hat, es blieb daher bei einem "Beinahe-Crash"
Sauen; schmale Landstraße mit leichten, gut einsehbaren Kurven; beidseitig Maisfelder, etwa 1,50 m hoch; ca 10 m vor mir geht eine Sau im "Schweinsgalopp" über die Straße; Vollbremsung; unmittelbar danach kommen noch mindestens 5 andere Sauen, 3 vor mir, zwei hinter mir; Vollbremsung verstärkt -> Handstand auf ca. 30 Grad; Abstand zur nächsten Sau vorne: weniger als 20 cm, hinten hab ich natürlich nicht gesehen aber den Spuren nach war es auch da nicht viel mehr...
Schaden: meine Nerven
Fazit: Ich war nicht schnell unterwegs, max 60 Sachen. Mit der Daelim hätte es unweigerlich gescheppert. Und wenn ich langsamer gewesen wäre, hätten mich die Mistviecher wahrscheinlich umgerannt...
Ganz allgemein:
- Tageszeit: Morgen- und Abenddämmerung sind IMMER gefärlich
- der Rest des Tages ist darum noch lange nicht unkritisch...
- bei Dämmerung den Finger auf der Hupe behalten - Licht paralysiert, Hupen weckt wieder auf
- auch bei scheinbar einsehbaren Seiten kann plötzlich ein sturzrelevantes Hindernis auftauchen
- je weniger einsehbar die Seiten, desto kürzer die Zeit, in der man reagieren kann
- auf besonders "wildaffine" Flächen achten (Getreide- und Maisfelder sind selten leer!)
- je schneller, desto "autsch"
- auch der beste Fahrer kann nicht sicher ALLE Unfälle verhindern - überland sind komplette Klamotten angesagt!