7. Aug 2024, 10:51
Erst mal Glückwunsch. Es zeigt wieder einmal, dass Beharrlichkeit (oft) zum Ziel führt.
Was manchmal in Werkstätten an "Leistung" erbracht wird, kann doch erschrecken. Klar, Fehler passieren uns allen. Und in Werkstätten arbeiten Menschen wie "Du und ich". Aber im Bereich der Bremse so etwas abzuliefern, darf einfach nicht passieren. Da hast Du nochmal Glück gehabt, denn: Es war "nur" die hintere Bremse. Bei Zweirädern kommt die eigentliche Bremsleistung immer von der Vorderradbremse, die hintere ist aufgrund der Gewichtsverteilung und der Physik "nur Zubrot".
Bei den Unterdruckgeräten bin ich durch Dich jetzt auch auf diese Variante gestoßen, welche dann für Leute ohne einen Kompressor ne gute Lösung zu sein scheint. Ich nutze ne Variante für den Kompressor, wodurch das pumpen halt von der Maschine Kompressor übernommen wird. Ist sicher noch bequemer, aber nen Kompressor hat halt nicht jeder....
Generell zum Thema ABS:
Über Jahre bin ich immer nur Maschinen ohne ABS gefahren. Dann aber hab ich mir irgendwann mal eine mit ABS angeschafft, aber mich vorher umfangreich schlau gemacht. Es ist erschreckend zu lernen, wieviele Leute (aber auch Werkstätten) den Wechsel der Bremsflüssigkeit "altmodisch" machen. Also so, als wäre es keine ABS Maschine. Dies bedeutet, dass die im Druckmodulator vorhandene Bremsflüssigkeit nicht mitgewechselt wird. Auch bei Nobbi dürfte dies so gewesen sein.
Die Bremsflüssigkeit auch im DM muss neu:
Wenn jemand die BF wechselt, gehört auch die im DM mitgewechselt. Tut man dies nicht, gammelt es im DM und auf Dauer führt dies dann zu Ausfällen des DM und damit zu einem kapitalten Schaden am Fahrzeug. Ein neuer DM z.B. für nen S3 Roller kostet m.E. rd. 1.400 Euro (ohne Einbau). Was heißt dabei "auf Dauer": Dies hängt von vielen Faktoren ab. Das kann einige Jahre dauern, aber auch mal 10 Jahre. Und vor allem hängt es davon ab, ob jemand immer wieder mal in den Regelbereich des ABS bremst oder nicht. Gerade wenn nicht, gibt es ein größeres Problem.
Wie wird bei ABS-Bremsen richtig gewechselt:
Hier gibt es je nach Hersteller unterschiedliche Vorgehensweisen. Bei meiner Yamaha FJR 1300 beispielsweise wird mittels einer elektrischen Brücke (Spezialstecker) eine Routine vorgegeben, welcher man folgen muss. Tut man dies, wird die BF auch in den Druckmodulatoren (die FJR hat 2 Stück) gewechselt. Bei anderen Maschinen muss man wohl einen "Motortester" des Herstellers verwenden, der dann über ein Programm solche Routinen fährt. Was letztlich im Detail vom Hersteller vorgegeben ist, ergibt sich aus dessen Vorgaben. Bei meinen ABS Maschinen finde ich dies im Werkstatthandbuch.
Kein WHB zur Hand?
Auch dies geht, ist aber mühsamer. Man wechselt dann die BF "klassisch" und fährt das ABS mehrfach in den Regelbereich. Hierüber vermischt sich die alte BF im DM mit der frischen BF. Dann wechselt man die BF wieder und hat wieder neue BF im System, aber noch nicht im DM. Daher fährt man wieder in den Regelbereich. Dies immer für vorne und hinten und zwar mehrfach. Dann wechselt man wieder und fährt wieder in den Regelbereich. Ich würde dieses "Spielchen" dreimal machen, um möglichst sicher zu gehen, dass der (oder die) DM richtig durchgespült wurden.
Was gibt Daelim vor:
Dies weiß ich nicht. Auch unser Nobbi halt leider kein WHB für seine ABS Daelim bekommen können. Ob also Daelim über den "Motortester" eine Routine fährt oder ob es wie bei meiner Yamaha FJR ne einfache Steckerbrücke + Routine gibt oder was auch immer, ist zumindest dem Nobbi und auch mir nicht bekannt.
Es wäre toll, wenn jemand diese Infos hat und hier teilen könnte...
FAZIT:
Hier hat offensichtlich eine Werkstatt Mist gebaut, was zum Teilausfall (zum Glück) nur der hinteren Bremse geführt hat. Aber es sollte auch was Gutes für uns alle raus gekommen sein. Denn wenn es jemand noch nicht wußte, dann weiß man es jetzt. Die ABS-Bremse bedarf beim Wechsel der Bremsflüssigkeit zwingend auch der Aufmerksamkeit auf das Druckmodulator-Modul. Damit dieses immer sauber funktioniert, muß auch darin die BF gewechselt werden!!! Tut man dies nicht, kann man sich darauf verlassen, dass irgendwann das ABS ausfällt. Typischerweise dann bei älteren Maschinen, was dann i.d.R. zu einem kapitalen Schaden führt. Meist übersteigt dann eine Reparatur den Wert der Maschine...
fr
PS: Für Technisch Interessierte hat hier mal jemand einen ABS-Hydroblock zerlegt. Solche Videos (und Berichte) hatte ich mir vor dem Kauf meiner ABS-Maschine x-fach angeschaut, um zu lernen. Diese ABS Einheit ist schon etwas moderner, aber dennoch im Prinzip recht noch aufgebaut. Es gibt andere Videos über DMs noch mit "richtigen" altmodischen Ventilen wie auch beim Motor. Dort sind dann z.B. Ventile und Ventilsitze von alter Bremsflüssigkeit angefressen. Was hier in dem Video für Neulinge im Thema auch interessant ist: Es wird auch der Durchgang erklärt. Also, wie die BF im Modulator fließt, wenn der Modulator nicht regelt (fail safe). Wenn man sich dies anschaut, wird auch klar, dass man die BF klassisch wechseln kann wie bei Motorrädern ohne ABS und warum dann aber alte BF im DM verbleibt:
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