Daelim Fan-Shop

Nockenwellenverschleiß

Beiträge: 399
Bilder: 1
Registriert: 18. Jan 2020
Hat gedankt: 39 mal
Wurde gedankt: 146 mal
Meine Maschine: VJF 125 Roadwin R FI, VT 125
Baujahr: 2014, 1998
Postleitzahl: 33039
Land: Deutschland

#1 Nockenwellenverschleiß

von Amdralf » 26. Sep 2021, 09:16

Hallo zusammen,

ich muß mal grad etwas loswerden, was wohl alle betrifft:

In irgendeinem Beitrag hatte ich mal erwähnt, das unter anderem Fa. Kaizinger darauf hinweist, das langes Warmlaufenlassen des Motors einen höheren Verschleiss an den Kipphebeln und dem Nockenwellenantrieb zur Folge hat.
Begründung, die Standgasdrehzahlen unter 1600 U/Min reichen nicht aus, um einen erforderlichen Öldruck zu liefern.

So weit, so gut. Es gab noch einige Argumente, aber das war Theorie, und unsere kleinen Motoren drehen ja doch etwa die 1600 U/Min .

Nun hatte ich selber ein Problem, und habe mir zwischenzeitlich eine VJF mit Motorschaden geholt und mittlerweile 4 (!) Zylinderköpfe hier auf der Werkbank gehabt.
Darin befanden sich 5 (!) defekte Nockenwellen, die durch Ölmangel abgenudelt sind:

2 hatten durch extremen Ölmangel selbst an den Lagerschalen übelst gefressen, aber
alle 5 hatten eine abgenutzte Nocke auf der Steuerkettenseite :shock: !

Das Öl wird (bei den Fi Modellen) durch 2 Kanäle an den Haltebolzen nach oben direkt IN die beiden Nockenwellen geführt, die innen teilweise hohl sind und das Öl zum hinteren Lager und beiden Nocken transportieren.
An der Nocke der Steuerkettenseite ist die Bohrung größer, da da der Weg auch weiter ist, aber scheinbar kommt da öfter nicht genug Öl an.

Das heißt, langes Warmlaufenlassen des Motors verschleißt nicht nur Kipphebel, sondern auch ganze Nockenwellen!

Nun sind es (bis auf einen Extremfall, wo satte 2mm gefehlt haben) in etwa 5-10/10 mm an der äußeren Nocke , aber auch die kostet nunmal Leistung, und wenn die (gehärtete) Oberfläche dahin ist, geht es auch weiter :cry: .

Es ist eh schon schwer, bei einer FI das Öl warm zu kriegen, unter 10-15 km bekommt man das NICHT hin, das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Auch ist es meine Erfahrung, das man in Deutschland quasi keinen gebrauchten Zylinderkopf bekommt, der nicht irgendwie defekt ist :twisted: . (Der letzte von einem Händler, der aus einer "laufenden Maschine" , also aus war sie sicherlich :lol: , ausgebaut wurde, hatte 3 krumme Ventile und 2 verschlissene Nockenwellen )

Also wer das nächste mal die Ventile einstellt, und dann die Wellen eh in der Hand hat, sollte mal mit einer Schieblehre oder ähnlichem die Nocken vergleichen oder eben messen, ob sie noch 7mm Hub erreichen können.

Bei den Vergasermodellen hab ich allerdings auch bereits 2 abgenutzte Wellen gehabt, nur arbeite ich an diesen Motoren eher weniger. Das Problem ist aber gleich.

Überigens sind neue Wellen aus Korea deutlich preiswerter, als alte nacharbeiten zu lassen, weil sie ja so klein sind 8-) .

Also ich lasse keine Maschine mehr warmlaufen :oops: .

Gruß Ralf

Für diesen Beitrag danken
Riemendreher, fermoyracer, Daelim-S3, ManuelGoe


Beiträge: 2335
Bilder: 2
Registriert: 9. Mär 2019
Hat gedankt: 58 mal
Wurde gedankt: 699 mal
Meine Maschine: Roadwin VJF125RFi 125 / VT 125
Baujahr: 2020 / 1998
Postleitzahl: 53721
Land: Deutschland

#2 Re: Nockenwellenverschleiß

von fermoyracer » 26. Sep 2021, 09:42

Danke für die wertvollen Hinweise.

Aktuell habe ich mehrere VJFs hier, wo ich demnächst mal die Ventile prüfen will. Bei der Gelegenheit schaue ich mir das dann gerne näher an. Ich vermute aber mal das generelle Thema der 125er "Sportmaschinen" als Hauptursachen:
1. Gerade Jugendliche fahren das Öl eher seltener warm und auch
2. das Ventilkontrollintervall und -einstellintervall von 4.000 km wird eher selten eingehalten.
Beides führt sicher zu erhöhtem Verschleiß.

Aber:
Ich hatte hier ja mehrfach von der Maschine meines Neffen geschrieben, wo sich komischerweise das Ventilspiel zwischen den Kontrollintervallen sehr deutlich Richtung zu eng verstellt hatte. Wenn sich hier die Nocken auffällig stark abgenutzt hätten, wäre das Spiel ja eher weiter geworden. Und da wir beim letzten einstellen der Ventile beide Nockenwellen draussen hatten, hatten wir die auch auf Sicht kontrolliert. Alles, inkl. der Lagersitze, sah aus wie neu.

Ich vermute daher, gerade weil Du von krummen Ventilen schreibst, ein Zusammentreffen verschiedener Ursachen. Die Ventilsitze und Ventilränder könnten nicht ausreichend hart sein und das zu enge Spiel (bei meinem Neffen) mit verursachen. Überhitzungen als Folge von zu geringem Spiel gerade auf der Auslassseite kann auch zu sich verbiegenden Ventilen führen. Wobei aber krumme Ventile eher für übergesprungene Steuerketten sprechen. Und da der Steuerkettenspanner als Schwachstelle bekannt ist, paßt das ja ins Bild.

Laufleistungen:
Hierzu schreibst Du nichts. Vermutlich, weil es bei Gebrauchtteilen eher schwer seriös zu sagen sein dürfte. Die VJF meines Neffen hat z.B. jetzt um die 30.000 km gelaufen und bisher ist, bis auf das schnell zu eng werdende Ventilspiel, alles im grünen Bereich. Die Nockenwellen sehen gut aus, die Steuerkette ist noch gut und laufen tut sie prima.



fr

Beiträge: 399
Bilder: 1
Registriert: 18. Jan 2020
Hat gedankt: 39 mal
Wurde gedankt: 146 mal
Meine Maschine: VJF 125 Roadwin R FI, VT 125
Baujahr: 2014, 1998
Postleitzahl: 33039
Land: Deutschland

#3 Re: Nockenwellenverschleiß

von Amdralf » 26. Sep 2021, 10:05

Hallo fr,

die einzige Maschine , deren Gewohnheiten ich kenne, ist meine eigene, die ich mit 10 tkm bekommen habe und die jetzt 12 tkm drauf hat.

Bisher hatte ich sie warmlaufen lassen.

Das Ventilspiel verstellt sich dadurch nicht, warum auch.
Eben wegen des Spielraumes der Welle zum Stössel, ist ja keine Reibung an der Stelle vorhanden, demnach auch kein Abrieb oder Verschleiß .

Das ein kalter geprügelter Motor extrem verschleißt, ist schon klar, ob dies mein Vorgänger gemacht hat, weiß ich ja nicht.
Allerdings ist der Abrieb nur an der äusseren Nocke sicherlich kein Indiz für allgemeinen Verschleiss, sondern ein spezielles Problem, davon bin ich nun überzeugt.

Und wenn ich die sehr plausible Erklärung von Kaizinger auf die VJF übertrage, kann ich das Ergebnis deutlich sehen, seufz.

Grundsätzlich sahen 3 der Wellen auch echt gut aus und nur, weil ich mehrere vor mir hatte ist mir an einer eine merkwürdige Form der Nocke aufgefallen, das war auch die extrem abgenutzte.
Dann habe ich alle geprüft und war echt geplättet, weil, Maschine lief gut, nix zu sehen, und trotzdem Mist!

Was dann ins Haus kam, war zur Hälfte auch Müll, und die eingelaufenen Lagerschalen sind halt durch zu wenig Öl im Motor entstanden.

Ich beziehe mich jetzt nur mal auf die der Steuerkette zugewandten Nocke der Wellen.
An einer möglichen Differenz beider Nocken läßt sich halt Verschleiß erkennen, und das schon mit einer simplen Schieblehre.

Achtet beim nächsten Einstellen mal darauf, oder wenn ihr es machen lasst, lasst es mal kurz nachprüfen, eventuell deutet sich nen Problem an.

Und da niemend sagen kann, was ein Vorbesitzer gemacht oder nicht gemacht hat, nun ja, Kontrolle ist besser.

Der Kopf mit den krummen Ventilen hatte auch die defekten Lagerschalen , also der Motor wurde "zu Tode geprügelt" . Allerdings fehlten da auch an einer äusseren Nocke 2mm , was ne Welt ist.
:lol: das zugehörige Ventil war noch heile, da der Hub ja kleiner war .

Gruß Ralf


Beiträge: 366
Bilder: 8
Registriert: 26. Okt 2020
Hat gedankt: 65 mal
Wurde gedankt: 74 mal
Meine Maschine: ROADWIN 125 R FI
Baujahr: 2007
Postleitzahl: 37081
Land: Deutschland

#4 Re: Nockenwellenverschleiß

von ManuelGoe » 14. Nov 2021, 18:40

Ich muss sagen, wenn ich an der Maschine stehe lasse ich sie auch nicht lange warmlaufen. Mache an, setze den Helm auf und ziehe die Handschuhe an und fahre los. Glaube das kann man nicht als warm laufen lassen bezeichnen.
Die Ausführungen dazu scheinen mir auch in der tat nachvollziehbar zu sein.

Zurück zu Daelim Technik Grundlagen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste