7. Okt 2017, 23:37
		
			
			Hi Leute,
nachdem ich die ersten Kilometer mit meiner Daystar abgespult habe, möchte ich Euch schildern, wie ich das erste Mal nach 43 Jahren auf einem Motorrad (Rollererfahrung hatte ich noch) erlebt habe. (Die Vorgeschichte kann man unter 
http://www.daelim-forum.com/viewtopic.php?f=14&t=9008 nachlesen.)
So, die Daystar steht angemeldet und mit neuem Kennzeichen bei meinem Freund Toni und mein Zuhause ist ca. 8km entfernt. Das Wetter ist trocken, wenn auch kühl. Helm und 'ne amtliche Motorradjacke hatte ich schon und Hose wie Stiefel konnte ich für Kleines in der Bucht erwerben. Die Handschuhe sind noch alte graue vom Bund.
Aufgesessen, den Hintern zurecht gerückt, Leerlauf ist drin: Anlassen. Sie kommt sofort. Ersten Gang rein, Kupplung kommen lassen und ich schaffe es tatsächlich bis zur Ausfahrt. Bleibe fünf Meter davor stehen, damit ich noch Platz zum Anfahren habe. Sehen kann man Gottseidank auch von hier aus. 
Das links Abbiegen in den laufenden Verkehr gestaltet sich trotzdem schwierig. 100m-Lücke erspäht, in den Ersten, Kupplung kommen lassen, abgewürgt. Das selbe nochmal. Und nochmal. Da kommt's mir: Ich hab einen Diesel als Auto. Da muss ich gar kein Gas geben, um anzufahren. Beim Mööp muss ich sehr viel mehr Gas geben. Also beim nächsten Versuch 4000 und Kupplung kommen lassen. Es klappt und bevor ich vollends abgebogen bin, bin ich schon im Zweiten, dann in den Dritten, den Vierten und den Fünften. Da hab ich dann so 50, denke ich. (Leider hängt der Tacho bei 20 fest.)
Nach links abbiegen hat also schon mal geklappt und ich fahre im Verkehr. Erste Glücksgefühle kommen auf. 
Es kommt die erste Ampel und die ist rot. Oh Scheiße: Runterschalten. Hab ich dann erst ziemlich spät gemacht, ging aber. Oh Mist, ich find den Leerlauf nicht. Was im Stand noch klappte, klappt jetzt nicht. Egal, Kupplung gezogen gehalten und mit reichlich Gas wieder angefahren und hochgeschaltet bis in den Fünften. Es ist flach, ich halte großen Abstand, Alles gut. Die nächste rote Ampel. Finde wieder den Leerlauf nicht, aber ansonsten klappt das gut. Langsam kommt Sicherheit auf. Ich beginne, zu denken. Immer in Spurmitte fahren! Abstand halten. Die nächste Ampel und noch eine und noch eine. Jetzt bin ich der erste und muss bei grün links ab. Habe vorher leicht rechts von der Spurmitte angehalten und das Losfahren und Abbiegen klappt super. Die nächste Ampel ist natürlich rot. Anfahren und zügig Hochschalten geht schon ganz gut. Gottseidank bin ich nicht mehr vorne dran. Abstand halten! Die nächste Ampel ist auch grün.
Wieder eine weiter muss ich rechts ab. Die Ampel ist grün, runter in den dritten und ab geht die Luzzie, Bella Figura. 
In der Kurve kommt mir einer auf 'nem Chopper entgegen und grüßt. Keine Chance für mich, zurück zu grüßen, bin mit fahren voll ausgelastet, schade. In der Verwirrung schalte ich in den Vierten hoch und vergesse zu kuppeln. Die Daystar macht's mit, braves Mööp. Ich mag Dich. Es geht leicht bergauf (Nicht über 6000 drehen, das Mopped hat 10 Jahre gestanden). Auf der Kuppe in den Fünften, um die Kurve und Stau. Nicht zu fest in die Hinterradbremse. Sind alte Reifen drauf. Ich bring sie sanft zum Stehen, ohne umzufallen und bin ein wenig stolz auf mich. In der Standpause fällt mir auf, dass Auto Fahren doch sehr viel leichter ist. Nach etwas Gefummel finde ich sogar den Leerlauf.
Beim anschließenden wieder Anfahren versuche ich klassisch mit dem Anheben des Schalthebels vorn hoch zu schalten anstatt mit der Hacke zu treten, was erstaunlich gut klappt. Hier ist 30 und ich hab keinen Tacho. Ich rechne. OK, etwa 4000 im Vierten sollte ungefähr passen. Rote Ampel.
Es geht wieder los. Hochschalten mit der Fußspitze ist doch viel feiner und ich bleibe dabei. Super Stiefel hab ich da geschossen. Das geht ja wie geschmiert. Rote Ampel. Durch meinen Abstand bin ich der erste. Grün, Anfahren, 2,3,4,5 und als ich über die Kreuzung und schon 100 Meter weiter bin, sehe ich das Auto hinter mir gerade auf der Mitte. Geht doch. Es ist übrigens Jürgen, der meinen Postcaddy fährt. 
Nicht übermütig werden. Naja, Straße im Wohngebiet. Man wurschtelt sich so vorwärts. Mir wird sehr klar, dass ich mit dem Mopped genau so viel Platz brauche wie ein Auto, eher mehr. Das war mit meinen Rollern zwar auch so, was die Autofahrer aber nicht interessiert hat. Die einigermaßen fette Daystar hingegen ignoriert niemand. Das macht auch Spaß.
Wieder links abbiegen. Keine Ampel, nur Vorfahrt achten und heftiger Querverkehr. Hurra, ich hab den Leerlauf gefunden. Lücke gesehen, den Ersten rein und los. Auf der Kreuzung in Schräglage in den Zweiten und bevor ich drüber bin, in den Dritten. Mit der Fußspitze zu schalten, macht Spaß. Rechtskurve, runter in den Vierten, den Dritten, den Zweiten und schon kommt die Einmündung, bei der ich nach rechts muss. Schulterblick links, alles frei und weiter geht's. Der Dritte hätte es auch getan. Egal. 
Wieder 'ne rote Ampel. Diesmal lasse ich reichlich Platz zum Auto davor, etwa 20 Meter. Jürgen, der mit meinem Auto hinterherfährt, hält mir den Rücken frei. Das ist klasse. 
Flott weg bei grün und weiter geht's. Wieder Rot, das selbe Spiel. Ein Zebrastreifen. 'Ne Frau steht da, drei Autos halten nicht, ich schon. Ich bekomme ein Lächeln. Anfahren, Zweiter, Dritter, Vierter und bremsen, weil die nächste Ampel rot ist. Wieder den Leerlauf nicht gefunden. Egal, es geht weiter. Das war die letzte Ampel vor zuhause.
Landstraße, 70 erlaubt. Da ich aber nicht über 6000 drehen will, werden halt 60 draus. Jürgen ist hinter mir. Das tut gut. 
Noch einmal links abbiegen. Große Lücke, Alles gut. Eine Doppelschikane im Vierten und zwei Kilometer bis nach Haus.
Links rein, nochmal links hinter's Haus. Ich bin da.
Ich bin einigermaßen verschwitzt. Und ich bin glücklich, denn ich habe es geschafft, nach 43 Jahren Moppedabstinenz (wobei ich 1974 nur auf einer R26 ohne Führerschein durch den Wald gebrettert bin) wieder ein Motorrad zu bewegen, ohne jemand anders auch nur zu gefährden und ohne mich auf's Maul zu legen.
Ich muss allerdings auch bemerken, dass die Daystar gut mitgeholfen hat. Ich dachte, dass ich drauf sitze wie ein Affe auf dem Schleifstein. Tatsächlich hab ich spätestens ab der Hälfte der Strecke drauf gesessen wie Graf Koks vonne Gaswerke. 
Bedanken will ich mich vor allen Dingen bei meinem Freund Peter, der mir das Mööp geschenkt (und auch noch mit Fräsi angeliefert) hat. Ich hätte es mir nicht leisten können und wäre auch nie auf die Idee gekommen, mir ein Mopped zuzulegen.
Bedanken will ich mich bei meinem Freund Toni, der mir sehr geholfen hat, die Daystar abnehmen zu lassen.
Bedanken will ich mich auch bei meinem Freund Jürgen, der mir Wege geebnet und den Rücken frei gehalten hat.
Leute, glaubt's mir: Es ist schön, Freunde zu haben.
Nun hab ich schon einige Kilometer mit der Daystar zurückgelegt. Es sind noch die alten Swallows drauf und ich fahre sehr vorsichtig. Man mag es kaum glauben, aber ich muss sagen, dass auch sehr vorsichtiges Fahren sehr viel Spaß machen kann.
Die Daystar sieht zwar aus wie 'ne Harley für Arme, ist aber selbst ein wirklich nettes Mopped, das den Vergleich gar nicht braucht.
Hey, ich hab nur 'nen alten Dreier. So etwas hätte ich mir nie träumen lassen.
Aber: With a little help from my friends...
Nachtgrüße
E.