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Sicher fahren ?

Allgemeines zu Daelim und dem Zweiradfahren
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#1 Sicher fahren ?

von Zitterhuck » 7. Okt 2013, 16:29

Liebe Leute,

Ihr wisst schon, ich bin (auch) ein Theoretiker, wenn ich mich mit was befasse, dann muss das immer sehr gründlich passieren. Verzeihung, bitte!

Trotz - oder gerade - jetzt nach um die 4 Jahre auf dem Zweirad, halte ich mich immer noch für relativ unerfahren oder zumindest nicht ausreichend erfahren, denn täglich gibt es Situationen, in denen ich zumindest besser hätte reagieren können.

Was mache ich zwecks Verbesserung?

    Fahrtraining so oft ich Zeit und Geld dafür übrig habe.
    Bernt Spiegel's "Die obere Häfte des Motorrads" lesen
    Aus dem dazugehörigen Übungsbuch bestimmte Übungen für eine bestimmte Zeit immer wiederholen
    Beobachten: Was machen oder meinen die anderen?

Und dann schreib ich mir ab und zu was auf, so ungefähr das Wichtigste, was ich dauerhaft beherzigen will. Und da ich da gerade was geschrieben habe, möchte ich Euch das nicht vorenthalten. Nach dem Motto - Was kann man besonders richtig bzw. falsch machen?

Los geht's!

Das Mopped passt nicht! Das kann vieles sein...
Es ist zu hoch, man kommt nicht mit den Füßen voll auf den Boden. Das ist auch beim Roller wichtig, aber noch mehr beim Mopped. Die notwendige Gewichtsverlagerung beim Schalten fürs Anfahren und Anfahren am Berg ist sonst zu labil. Ebenso kann man beim Anfahren nicht ausreichend Kraft aufbringen, um das Mopped bei blockierendem Motor (Abwürgen) abzufangen.
Die Füße werden nicht richtig gesetzt: Beim Roller ist man einzig mit der Chopper-Haltung in der Lage, Gewicht richtig zu verlagern, z.B. beim Langsamfahren. In der klassischen Hock-Haltung hat man keinen schlüssigen Kontakt unterhalb des A... Beim Mopped gehören die Fußballen auf die Rasten, nie der Absatz, weil man wertvolle Zeit fürs Bremsen und Schalten verschenkt, ja richtig in Probleme kommt, wenn man noch einfädeln muss. Bei Notfall-Reaktionen sind das entscheidende Sekundenbruchteile.
Der Lenker kann zu breit oder zu schmal sein, dadurch verspannt der Oberkörper, was die Beweglichkeit für Kurven einschränkt.
Die Entfernung zum Lenker ist zu groß. Die Schultern sollen locker bleiben, die Ellenbogen leicht angewinkelt und nie ganz gestreckt. Beim Notfallbremsen bringt man sonst zu wenig Kraft an den Lenker.
Die Handbremsen stehen zu weit. Die Hand soll nicht mit den Fingerspitzen, sondern schon im mittleren Gelenk locker um den Griff fallen, da sonst nicht schnell genug die richtige Kraft aufgebracht werden bzw. man sogar abrutschen kann. Sind die Griffe nicht ausreichend verstellbar, sollten sie gewechselt werden.

Wir fahren "kalt" los.
Um wieder Kontakt zu bekommen mal ein paar hundert Meter Slalom fahren, erst langsam mit weiten Bögen, dann schnell mit engen Bögen. Macht auch die Reifen warm. Und mehrfach kurze Schockbremsen - voll anziehen und sofort wieder loslassen. Das natürlich nur auf sicheren Straßenstücken...

Bremsen ist nicht so selbstverständlich!
Notfall-Bremsen muss man üben: Auf geraden und sicheren Stücken bei 100/kmh mal alles in die Bremsen geben, bis zum Blockieren gehen, aber sofort wieder loslassen. Wenn man es nie übt, gerät man bei Notfällen leicht in Panik. Das sollte man aber zuerst im kontrollierten Fahrtraining üben...
Bei Notfällen in Kurven (Hilfe, ich bin zu schnell !) sicher, aber auch schon unterhalb dieser Schwelle, ja sogar bei Langsamfahrt, führt das Bremsen mit der Vorderradbremse zum sofortigen Abstieg mit schlimmen Folgen. Zuerst die Hinterradbremse bedienen, falls es nicht reicht, lieber in die Wiese abreiten, statt einer Vollbremsung mit dem Vorderrad, die Folgen sind wahrscheinlich weniger schlimm. Mit der CBS-Bremse geht es vielleicht etwas sicherer, aber unkontrollierter. ABS nützt bisher (man entwickelt bei Bosch/BMW aber ein solches System) in Kurven nix! Verlässt man sich auch in Kurven auf das ABS, so sitzt man auch damit sofort ab.

Die Angst vor der Schräglage...
Schräglage ist kein Sport, sondern notwendiger Bestandteil der Fahrphysik eines Zweirads. In engen Kurven kann mehr Schräglage die Rettung sein, wenn wir zu schnell reinkommen. Wir Menschen sind aber ungeübt zu ängstlich, um mehr als 20 Grad zu fahren. Daher auch das häufig üben, um diese Grenze entspannt überwinden zu können. Das ist auch kein Problem, denn die sichere Schräglage endet je nach Fahrwerk und Reifen erst bei deutlich über 30 Grad. (Tipp: Kann man messen mit der App "BikeTrip" und einem Smartphone am Bike.) In Gefahr, wenn schnell Schräglage erforderlich ist, kann man die per "Impulslenkung" erreichen. Ein kleiner Lenkimpuls in die Gegenrichtung (jawohl!) der Kurve reicht, um das Bike runterzubringen. Sollte man aber auch erstmal auf dem Kurvenpad beim Fahrtraining üben...

Kurven weit von außen und spät anfahren.
Die so genannte Ideallinie ist nix für den Verkehr. Wenn ich nicht weit genug aushole und ausreichend spät einlenke, ist die Gefahr groß, in den Gegenverkehr zu kommen. Eine Rechtskurve wird von der Mittellinie angefahren, eine Linkskurve von der Randmarkierung. Für die Linkskurven sollte man das späte Einlenken bewusst üben, dem steht die unbewusste Angst vor dem Randstreifen sonst entgegen.

Weit blicken!
Entsprechend unsere natürlichen Höchstgeschwindigkeit von ca. 20 km/h ohne Bike schauen wir maximal 20m weit, das ist dafür in etwa der ausreichende Bremsweg. Sind wir schlecht konzentriert oder haben das nicht durch ständiges Üben automatisiert, so fallen unsere Augen automatisch und unvermeidbar auf diese Distanz - und die ist natürlich viel zu kurz. Unser Blick gehört auf den Punkt der maximal größten Sichtweite! Und wenn man das nicht laufend und auf jeder Tour übt, verfällt man schnell wieder in die Gewohnheiten aus der Steinzeit...

Mit dem Kopf lenken...
Die Lenkwinkel, die wir - außer beim Wenden - benötigen sind minimal, da.h. maximal 1.8 Grad, was kaum sichtbar ist. Daher reicht es, den Kopf in die gewünschte Richtung bewusst zu drehen, der nimmt die Schultern und damit die Hände am Lenker automatisch und ausreichend mit. Das bewirkt ein sehr rundes Fahren und gleich hat man auch noch den Fahrbahnverlauf richtig im Blick. Ist übrigens auch beim Langsamfahren das Mittel der Wahl, um kippsicher zu fahren. Umgekehrt wird übrigens auch ein Schuh daraus: Niemals ein Hindernis oder den Fahrbahnrand direkt ansehen, da fährt man dann ganz sicher hin! Ach so: Ein alte Behauptung kann man bei der Gelegenheit ausräumen: Gelenkt wird immer mit dem Lenker (äh, mit dem Kopf), Gewichtsverlagerung dient nur der Schräglage, sie lenkt nicht.

Rede mit Dir !
Vorausschauendes Fahren und somit Problemen im Vorfeld begegnen, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Nur klappt es oft nicht - warum? Weil unsere Überlegungen oft nicht wirklich bewusst ablaufen. Der Trick: Mit sich selber reden und und zwar über Fragen: Wie sieht wohl die übernächste Kurve aus? Was passiert da vorne eigentlich? Ist diese Ausfahrt gefährlich? Können die Dosentreiber mich überhaupt sehen? (Anmerkung: Wenn wir unsere Schatten auf der Fahrbahn sehen: nein! Das kann man sich mit dem Wort "Schattenalarm" bewusst machen) Wenn wir uns dann auch noch die Antworten vorsprechen, haben wir viel erreicht.

Nicht mit den Zähnen bremsen!
Nur wenn wir entspannt fahren, dann funktionieren unsere Automatismen und wir sind wirklich konzentriert bei der Sache. Es macht daher schon keinen Sinn, sauer auf den Bock zu steigen "zwecks Entspannung", das funktioniert im Endergebnis vielleicht sogar, aber zwischendurch ist es gefährlich. Entspannung kann man auch über Tricks herstellen, hier ein paar: Der Unterkiefer soll immer locker hängen, auch und gerade bei Gefahr - bremse ich mit Zähneknirschen, mache ich was falsch! Ab und zu tief in den Bauch einatmen und den Kopf ganz kurz auf die Brust fallen lassen. Schultern mal kurz bewusst ganz hochziehen und fallen lassen. Die Hände mal ganz bewusst nur locker auf Lenker und Griffe legen. Kann und muss man alles üben, die Ergebnisse sind erstaunlich und man wundert sich, wie bewusst und sicher man auf einmal fährt! Ach so: Pausen bei etwa 100km Distanz sollten selbstverständlich sein, länger kann man als Zweiradtreiber die Konzentration nicht oben halten. Und bei Pausen immer trinken, auch ohne scheinbaren Durst! Die Dehydrierung auf dem Bock ist groß und beeinträchtigt die Konzentration ernorm.

So, wenn wir das alles beherzigen...

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#2 Re: Sicher fahren ?

von Otello 2010 » 7. Okt 2013, 17:58

Zitterhuck hat geschrieben:Eine Rechtskurve wird von der Mittellinie angefahren, eine Linkskurve von der Randmarkierung.
Gerade und besonders bei Linkskurven sollte man nie die Mittellinie im Scheitelpunkt anvisieren bzw. anfahren, sondern sich höchstens bis zur Fahrbahnmitte bewegen.
Trotz der geringen Schräglage ragt der Oberkörper mit dem Kopf doch ziemlich weit über die Radlauffläche hinaus. Bei Gegenverkehr könnte man also leicht mit dem Entgegenkommenden zusammenprallen, wenn man die Kurve zu weit innen nimmt.
Bei Rechtskurven verhindert meist schon die Bebauung (Pfosten etc.), dass man sie zu weit innen fährt.

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#3 Re: Sicher fahren ?

von Zitterhuck » 7. Okt 2013, 18:55

Hermann, ich weiß nicht genau, ob Du was bestätigen willst, oder etwas falsch verstanden hast bzw. ich mich nicht verständlich ausgedrückt habe. Das Zitat von mir ist jedenfalls inhaltlich richtig: Eine Rechtskurve wird von der Mittellinie aus angefahren um im richtigen Moment den Scheitelpunkt anzuvisieren. Linkskurve umgekehrt, von der Begrenzungslinie aus. Und spätes Einlenken verhindert die von Dir erwähnten Probleme, die ich ja auch schilderte.

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#4 Re: Sicher fahren ?

von Otello 2010 » 8. Okt 2013, 16:20

Ich wollte dich nicht verunsichern oder kritisieren; ich wollte nur auf die unterschiedlichen Kurvenlinien bzw. Scheitelpunkte aufmerksam machen.
Du hast das inhaltlich schon richtig wiedergegeben.
Aber gerade bei Linkskurven sollte die Kurvenlinie nicht an die Mittellinie heran reichen; d.h. der anvisierte/angefahrene Scheitelpunkt der Kurve sollte sich noch in der Fahrspurmitte befinden. Wegen der Schräglage bewegen sich der Kopf und linke Schulter dann schon gefährlich nahe an der Mittellinie und eine entgegen kommende größere Blechdose könnte dann schon mal in den "Berührungsbereich" kommen. Je größer die Schräglage, desto breiter wird man insgesamt auf der Kurveninnenseite.

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#5 Re: Sicher fahren ?

von Zitterhuck » 8. Okt 2013, 17:06

Genau. Deshalb ganz rechts anfahren und spät einlenken und alles wird gut...

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#6 Re: Sicher fahren ?

von Bernd » 8. Okt 2013, 17:37

hoffentlich lesen diese Berichte recht viele......Theorie zum Sicherheitstaining ist immer gut, und sollte geschmack auf die praktischen Übungen machen..

Bernd


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#7 Re: Sicher fahren ?

von Otello 2010 » 9. Okt 2013, 09:48

Noch einmal zur Verdeutlichung:
Otello 2010 hat geschrieben:Je größer die Schräglage, desto breiter wird man insgesamt auf der Kurveninnenseite.
Bei einer Breite von "nur" 76 cm der Maschine und einer Höhe von 1,40 m (Mensch + Maschine) ergeben sich folgende Werte:
Geradeausfahrt: "Überstand" über die Fahrzeugmitte / Fahrspurlinie = 38 cm
Kurvenfahrt, 20 Grad Schräglage: Überstand über die Fahrspurlinie = ca. 75 cm
Kurvenfahrt, 30 Grad Schräglage: Überstand über die Fahrspurlinie = ca. 90 cm
Dabei ist natürlich noch nicht berücksichtigt, das zumindest Kopf und Schulter aufgrund des "Kurvenblicks" immer noch etwas mehr in die Kurve hinein gelegt werden und so die Gesamtbreite/Überstand noch etwas vergrößern.
Man sieht: bei Kurvenfahrten wird man zur Kurveninnenseite ganz schnell breiter, als als Fahrzeugbreite angegeben ist.

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