19. Mai 2008, 23:11
Hallo,
als versierter Schrauber kann man die Ventile eigentlich schon selbst einstellen.
Die genaue Vorgehensweise ist im Werkstatthandbuch recht anschaulich beschrieben.
Allerdings sollte man sich schon recht genau mit der Funktionsweise eines Vierventilers auskennen, oder zumindest einmal einem Profi dabei über die Schulter geschaut haben.
Und ohne das nötige Werkzeug (speziell eine passende Fühlerlehre ) geht auch nichts.
Das eigentliche Einstellen ist gar nicht einmal so zeitaufwändig,und bei allen Daelim-Motoren praktisch identisch.
Allerdings sind (je nach Modell) umfangreiche Vorarbeiten notwendig , um überhaupt erst mal an die Ventile heranzukommen.
Bei meiner VS müssen da erst einmal einige verchromte Verzierungsteile abgeschraubt werden, um den Zylinderkopfdeckel entfernen zu können.
Dann muss noch die kleine, runde Abdeckung an der Kurbelwelle abgeschraubt werden um den Kolben in die richtige Position zu bringen.
Diese Teile abzubauen ist oftmals schweineschwer, da sich die Schrauben mit "Heimwerkerwerkzeug" manchmal kaum lösen lassenund sich gerne "runddrehen".
Ist der Zyliderkopfdeckel erst einmal ab,und der Kolben befindet sich in der richtige Position, dann ist der eigentliche Einstellvorgang gar nicht so schwer.
Die Kontermuttern an den Kipphebeln lösen, und die Einstellschrauben so enstellen das sich die Fühlerlehre gerade so eben noch ohne Gewalt zwischen Ventil und Stellschraube hin und her bewegen lässt.
Dann die Kontermuttern wieder mit "Gefühl" anziehen, ohne das sich dabei die Einstellschraube erstellen kann.
Neue Dichtung unter den Deckel und die Schrauben (möglichst mit dem Drehmomentschlüssel) wieder anziehen.
Zierteile wieder drauf , auf Öldichtigkeit prüfen- Fertig !
Wie gesagt, wenn man es enmal gesehen hat, dann ist es gar nicht so schwer nachzumachen.
Was Deine Frage angeht, ob es dem Motor schadet wenn die Ventile rasseln, so kann man sagen : JA !
Es gibt zwar alte Hobbyschrauber, die sagen:
Wenn ich die Venile rasseln höre, dann ist das o.K.
Erst wenn ich sie NICHT höre wird es gefährlich.
Das ist so Relikt aus der Zeit der untenliegenden Nockenwellen, als die Ventilspiele wegen der ellenlangen Stösselstangen noch bei mehrere Zehntel-Millimetern lagen.
Für Mehrventiler mit obenliegenden Nockenwellen und Steuerkette lässt sich das nicht übertragen.
Das Ventilspiel wird nämlich bei diesen Motoren in der Regel nicht größer, sondern kontinuierlich kleiner.
Die Ventile schlagen sich nämlich mit der Zeit in die ungehärteten Ventilsitze ein.
Nockenwelle und Kipphebel sind gehärtet und nutzen sich kaum ab..
Automotoren besitzen in der Regel meist eingeschrumpfte gehärtete Ventilsitze, beim relativ simpel zu zerlegenden Einzylinder nimmt man dagegen in Kauf gelegentlich die Ventilsitze nachfräsen, und die Ventile neu einschleifen zu müssen.
Ein zu geringes Ventilspiel führt dazu das beim heissen Motor die Ventile nicht mehr sauber schliessen.
Das bedeutet das speziell die heissen Auslassventile ihre Wärme nicht mehr über die Ventilsitze an den Motor abgeben können.
Die Ventile werden rotglühend, die Kompression sackt in den Keller und irgendwann reissen die heissen Ventile einfach ab oder die Ventilsitze verbrennen.
Wie schon gesagt, bis in die späten 80er Jahre (danach wurden im Automobilbau sich selbst einstellende Hydrostössel Standard) gab es übervorsichtige Fahrer, die mit Absich das Ventilspiel zu groß einstellen liessen.
(Auch weil das Einstellen mittels Plättchen wegen der damals in Mode gekommenen Tassenstössel teuer und nicht in Eigenregie zu erledigen war.
Nun könntest Du ja sagen:
Zu kleines Spiel ist schädlich für den Motor, zu großes nicht, also ist alles in Ordnung wenn es im Zylinderkopf ordentlich rasselt.
Stimmt leider nicht so ganz.
Manchmal rasseln da nämlich nicht Ventile, sondern die Steuerkette.
Oder die Lager der Nockenwelle sind ausgeschlagen.
Es könnte auch eine Ventilfeder gebrochen sein, ein Kurelwellenlager defekt , etc...
Es kann auch sein das einige Ventile zu kleines Spiel habe, andere ein zu großes.
Kann man alles erst beurteilen wenn der Zylinderkofdeckel runter ist.
Deshalb mein Rat:
Wenn das Ventile einstellen beim Daelim-Händler zu teuer ist, dann nichts wie hin zur nächsten freien Moped-Werkstatt.
Dort hat der Mechaniker selten etwas dagegen, wenn man ihm bei der Arbeit ein wenig über die Schulter schaut.
Beim Ventile einstellen schon mal gar nicht, da dies eine Arbeit ist die manche Profischrauber nicht gerne machen
(Die Zeitvorgaben der Hersteller dafür sind immer ziemlich knapp bemessen, und es muss immer viel Gedönse abgeschraubt werden um überhaupt an den Zylinderkopf zu kommen).
Und beim nächsten Mal schraubst Du dann selber.
Gruß
Reimund
Zuletzt geändert von Brötchenexpress am 19. Mai 2008, 23:13, insgesamt 1-mal geändert.